© Stadtteilmuseum Gallinchen 2012, Frank Lehmann
Geschichte des Ortswappens
Gallinchen,
ein
Industriedorf,
konnte
auf
eine
fast
600jährige
Entwicklung
seit
seiner
Ersterwähnung
verweisen.
Im
Rahmen
der
Traditionspflege
erhielt
Gallinchen
gemäß
Gemeindevertreterbeschluss
3-I-88
ein
eigenes
Wappen..
Der
Grundgedanke
zum
Wappen
liegt
in
der
Synthese
von
Vergangenheit
und
Zukunft
bei
Sicherung
der
Einmaligkeit des Motives.
So
steht
der
Storch
als
seltene
Wappenfigur
mit
Frosch,
Schlange
oder
einem
Schlüssel
(u.a.
als
Stadtwappen
von
Den
Haag
-
NL).
Die
Kombination
mit
dem
Fisch
als
Symbol
der
Gesundheit,
Verschwiegenheit
und
als
Zeichen
des
Fischereirechtes ist bisher nicht nachgewiesen.
Die
inhaltliche
Aussage
"Storch
mit
Fisch"
läßt
sich
für
Gallinchen
aus
folgendem
Sachverhalt
ableiten:
Gallinchen
(Golin)
wird
1421
im
Zusammenhang
mit
einem
Besitzwechsel
in
einer
Urkunde
des
Landvogtes
der
Niederlausitz
erstmalig
erwähnt.
Jedoch
lassen
Scherbenfunde
südlich
der
heutigen
Ortslage
auf
eine
frühere
mittelalterliche
Siedlung
schließen,
welche
erst
durch
Nutzung
der
Spreeniederung
für
die
Fischzucht
eine
Verlagerung
des
Siedlungsraumes
auf
den
heutigen
alten
Ortskern
zur
Folge
hatte.
In
einem
Lehnsbrief
des
Markgrafen
von
Brandenburg von 1470 wird Golin belehnt. Dort heißt es u.a.:
"Im Dorf zu golin, der Vuhl gibt ierlich ein schock Groschen..."
Damit wird erstmalig 1470 auf eine Fischwirtschaft hingewiesen. 1527 belehnt Kurfürst Joachim die Geschwister
Ursula, Agnes und Anna von Promnitz mit dem Dorf
"....Gallinchen mit Holzung, Tonnen- und Fischereien..."
In
einem
Erbregister
des
Rittergutsbesitzers
von
Gallinchen
aus
dem
Jahre
1555
werden
die
wirtschaftlichen
Verhältnisse beschrieben. So u.a.:
"...die Fischerei achten wir als einen Teich da man 60 schock Samen hinein setzen kann. Dann aus Ursach wir unser
Fischerey nicht besamet. Aber mit verlehnung wonach wen drfen och wir Jerlich zweimal das Jahr ablassen. Als in der
festen und herbst, unnd dazumal unnser helder unnd Casten bespeisen und Ihm winter In einer sacken fischen und ziehen
müssen, Welches im Sommer nicht geschehen kann. wegt aus 600 (FLO)..."
Welche
Bedeutung
die
Fischzucht
für
die
Herren
von
Cottbus
hatte,
zeigt
sich
in
einer
weiteren
Aussage
aus
dem
gleichen Dokument:
"...Helder und Fischkassten pflegt man auf die Ritterdienste zu schlagen. Wieviel aber das guet kein Ritterdienst hatt,
sondern mit einem Fischdienst aufs Sloß dienen sol..."
Für
Gallinchen
als
Fischerei-Vorwerk
im
"Weichbild"
der
Stadt
Cottbus
gelegen,
hatte
die
Karpfenzucht
eine
große
Bedeutung bis in das 20. Jahrhundert.
Gallinchen
mit
seinen
wunderbaren
Spreewiesen,
eine
Landschaft
im
Naturschutzgebiet,
gibt
den
Störchen
-
nicht
nur
mit
seinem
über
25
Jahre
währenden
Nistplatz
an
der
B97
-
eine
wunderbare
und
umweltfreundliche
Lebensgrundlage.
Leider
ist
uns
das
jährliche
Miterleben
im
Kernbereich
des
Ortes
durch
die
starke
Verkehrsbelastung
nicht
mehr
möglich.
Um
so
wichtiger
ist
es,
das
nahe
Landschaftsschutzgebiet
für
unser
Wappentier zu hegen und zu pflegen.
Im
Rahmen
der
Gallinchener
Dorffestspiele
1989
wurde
das
Ortswappen
festlich
eingeweiht.
Trotz
massiver
Druckmittel
durch
Dienststellen
konnte
eine
weitere
Attraktion
durchgeführt
werden.
Im
Sammlerexpress
(der
Sammlerzeitung für Briefmarken und Münzen in der DDR) war folgendes nachzulesen:
"...Der Dorfclub gab einen Souvenierumschlag mit Wappen und Inschrift heraus; diese Umschläge und weitere neutrale
Belege wurden in einem Sonderpostamt gesammelt und mit einem Nebenstempel versehen (Motiv : Postkutsche, Text :
Sonderbeförderung durch den Cottbuser Postkutscher 18.06.1989 Gallinchen - Cottbus). Ziel war das Hauptpostamt
Cottbus 2, wo die Sendungen mit einem normalen Tagesstempel (nur Sonntagsstempel) gestempelt wurden..."
Das
Ortswappen
war
mit
dem
Tag
der
Vereinigung
Deutschlands
Bestandteil
des
Ortssiegels
geworden
und
wurde
vom Innenministerium Brandenburgs bestätigt.
“Alte Dorfschule” Gallinchen